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Bundesbern bietet seltenen Einblick

Ein Wochenende lang kann die Bevölkerung in Bern einen seltenen Einblick nehmen und hinter die Fassaden von Bundesbauten schauen. Anlass für die sogenannte offene Bundesmeile ist das 175-jährige Jubiläum der Bundesverfassung - der Geburtstag der modernen Schweiz.

Am 1. und 2. Juli werden demnach mehrere historische Gebäude der Bundesverwaltung in der Stadt Bern den Bürgerinnen und Bürgern ausnahmsweise zugänglich gemacht. Für die Veranstaltung wurde eine Smartphone-App entwickelt, die einen offiziellen Audio-Rundgang in Eigenregie ermöglicht.

Hauptattraktion ist das 300 Meter lange Bundeshaus mit dem Parlamentsgebäude. Einen Augenschein nehmen können die Besuchenden aber auch im Bernerhof, dem Westflügel des Bundeshauses, in dem heute das Finanzdepartement von Bundesrätin Karin Keller-Sutter untergebracht ist, und das früher als Nobelhotel diente.

Hausnummer 1 am Bundesplatz ist aber nicht etwa das Parlament (Nummer 3) sondern die Schweizerische Natonalbank (SNB). Das vom Berner Architekten Eduard Joos im Stil des Neubarocks entworfene Haus wurde 1912 eingeweiht. Von den Entscheiden aus dem dortigen Gebäude mit dem Löwen-Medaillon über dem Hauptportal hängt zuweilen die Existenz vieler hunderttausend Arbeitsplätze ab.

Agenten im Hotel

Für das Publikum begehbar ist auch das Hotel Bellevue Palace. Im dortigen Salon Royal finden unter anderem die Staatsbankette bei Staatsbesuchen statt. Während des Zweiten Weltkrieges und des Kalten Krieges entwickelte sich Bern zu einer Drehscheibe internationaler Spionage.

In dieser Zeit gingen Geheimagenten, Diplomaten und Politiker im Bellevue ein und aus, die Hotelbar wurde zum Informationszentrum und weltberühmt. Das Bellevue diente auch als Filmkulisse: John le Carrés Spionagethriller "Agent in eigener Sache" mit Sir Alec Guinness wurde 1981 im "Bellevue" verfilmt.

Rund ein Dutzend Gebäude öffnen sich den Interessierten. Es gibt Ausstellungen, Filme und Besichtigungen. Auf dem Programm stehen auch Gespräche mit Politikerinnen und Politikern, darunter Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider. Ihre Bürotüren öffnen Nationalratspräsident Martin Candinas und Ständeratspräsidentin Brigitte Häberli-Koller. Wer sie besuchen will, kann sich vor dem Zentralen Sekretariat einschreiben.

Eintritt nur gegen Ausweis

Für den Eintritt in die symbolträchtigen Gebäude gelten spezielle Sicherheitsvorschriften. Alle Besuchenden über 16 Jahre müssen sich vor dem Betreten einer Identitätskontrolle unterziehen und dem Sicherheitspersonal einen amtlichen Ausweis zeigen.

Im Freien wird die Bundesmeile zur Vergnügungszone. Auf mehreren Bühnen treten Musizierende, Orchester und eine Geschichtenerzählerin auf. Aktivitäten für Kinder und sportliche Darbietungen sind ebenfalls geplant. Das Publikum kann auch Diensthunde des Schweizer Zolls in Aktion beobachten. Die SBB bieten Besuchern aus der ganzen Schweiz ein Ticket für die Reise zum Preis von 17,50 Franken.

Die Schweiz feiert in diesem Jahr 175 Jahre Verfassung. Aus dem Staatenbund der alten Eidgenossenschaft wurde am 12. September 1848 mit Inkrafttreten der Bundesverfassung ein Bundesstaat und damit die erste Demokratie der Neuzeit in Europa.

Die wichtigsten Pfeiler der Schweizer Verfassung waren: der Bundesrat als Exekutive, die Bundesversammlung mit ihren zwei Kammern National- und Ständerat, das Prinzip der Gewaltentrennung, die föderalistische Aufgabenteilung zwischen Bund und Kantonen, freie Wahlen und die wesentlichen Grundrechte für Bürgerinnen und Bürger.