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Zuckerrüben-Ernte rund um Gerolzhofen hat begonnen: Bauern erwarten guten Ertrag und  hoffen auf Kakadu

Mitte September hat die diesjährige Zuckerrüben-Ernte in der Region begonnen. Zunächst werden bis Monatsende die Früchte aus biologischem Anbau gerodet, bevor am 4. Oktober die konventionell angebauten Zuckerrüben aus der Erde geholt werden. Als einer der ersten Landwirte aus dem Raum Gerolzhofen hat Lukas Seuferling mit dem Roden begonnen.

Bereits am Montag hatte der Zeilitzheimer seine Bio-Zuckerrüben aus der Erde geholt. Beim Anblick auf die mächtige Miete mit gut 280 Tonnen Zuckerrüben am Rande seines Feldes wirkt er zufrieden. Seuferling hofft auf eine überdurchschnittliche Ernte. "Um den Verlust vom letzten Jahr auszugleichen", schiebt er sogleich hinterher.

Niederschläge nach langer Trockenheit kamen noch rechtzeitig

2022 hatten monatelange Hitze und fehlende Niederschläge die Früchte kaum wachsen lassen. Die Folge waren kleine Rüben, die dazu fast nicht aus dem betonharten Boden zu bekommen waren. In diesem Jahr versprachen die Aussaat sowie die Wärme ab Mai einen guten Start. Doch die anhaltende Trockenheit ließ die Sorgenfalten der Bauern immer tiefer werden.

"Wir hatten schon Befürchtungen, dass das Rübenjahr wieder sehr schlecht wird", berichtet Bernhard Bumm aus Kolitzheim. Er ist stellvertretender Vorsitzender beim Verband Fränkischer Zuckerrübenbauer und bewirtschaftet selbst 20 Hektar Fläche auf konventionelle Weise.

Hofft auf eine gute Ernte: Noch stehen die Rüben von Bernhard Bumm aus Kolitzheim auf seinen Feldern. Die konventionellen Zuckerrüben werden erst ab dem 4. Oktober gerodet. Sorge bereitet ihm und anderen Anbauern die aus dem Raum Ochsenfurt kommende Stolbur-Erkrankung.
Foto: Stefan Pfister | Hofft auf eine gute Ernte: Noch stehen die Rüben von Bernhard Bumm aus Kolitzheim auf seinen Feldern. Die konventionellen Zuckerrüben werden erst ab dem 4. Oktober gerodet.

Glücklicherweise sei in der letzten Juli-Woche bis in den August hinein ausreichend Regen niedergegangen, sodass sich die Blätter noch gut ausbilden konnten. Seine erste Bilanz, kurz vor der Ernte, die vermutlich Mitte Oktober starten wird: "Es sieht gut aus, die Zuckerrüben stehen halbwegs gut an." Der Landwirt rechnet mit einem Ertrag von rund 75 Tonnen pro Hektar (t/ha).

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Nicht alle Böden im Raum Gerolzhofen sind gleich ergiebig

Weniger ertragreich als konventionelle sind die Bio-Rüben. Lukas Seuferling hat dennoch seine Landwirtschaft vor fünf Jahren dahingehend umgestellt und ist überzeugt davon. Auch wenn dies bedeutet, dass beim Kampf gegen Beikräuter manuelle Arbeit verrichtet werden muss statt Pflanzenschutzmittel zu verwenden. Sein Ertrag wird wohl auf 55 t/ha hinauslaufen.

Lukas Seuferling aus Zeilitzheim ist zufrieden mit seiner Ausbeute. Der Bio-Landwirt war einer der ersten Rübenbauer, der in der Region geerntet hat.
Foto: Stefan Pfister | Lukas Seuferling aus Zeilitzheim ist zufrieden mit seiner Ausbeute. Der Bio-Landwirt war einer der ersten Rübenbauer, der in der Region geerntet hat.

Zudem ist nicht jeder Acker gleich ergiebig. Landwirt Tilmann Ruß aus Oberschwarzach verweist auf recht niedrige Bodenpunkte auf seinen Feldern. Auf einer Skala von 0 bis 100 (stellt den Bestwert dar), erreichen seine Flächen maximal 35 Punkte, während andernorts über 60 erreicht werden. Was im Umkehrschluss bedeutet: Der Ertrag fällt auf Ruß' Feldern um einiges geringer aus als zum Beispiel im Westen von Gerolzhofen.

Trotzdem ist auch er zufrieden mit dem, was derzeit auf seinen fünf Hektar wächst. "Das sieht gar nicht so schlecht aus", meint er und deutet einen Ertrag um die 55 t/ha an. Im Katastrophenjahr 2022 war es mit 40 t/ha eine extrem mickrige Ausbeute. Den genauen Rodetermin kennt Ruß noch nicht, den legt die Rodegemeinschaft fest.

Maschinen laufen zurzeit teilweise rund um die Uhr

Zwei Abfuhrrunden wird es bis zum Ende der Kampagne im Januar 2024 geben. Wessen Feld zuerst gerodet wird, der bekommt wie üblich eine Frühlieferprämie von Südzucker gezahlt. Das bestätigt Simon Vogel, Leiter der Rübenabteilung im Werk Ochsenfurt. Je länger die Blätter der Rübe Sonne aufnehmen können, desto mehr bildet sich der Zuckergehalt aus. Ergo: Später geerntete Früchte weisen eine bessere Qualität auf, erzielen somit einen höheren Preis. 

Schlaffe Blätter und biegsam: So sieht eine 'Gummirübe' aus, die am Stolbur-Bakterium erkrankt ist. Die Krankheit ist mittlerweile auch im Raum Gerolzhofen auf dem Vormarsch.
Foto: Stefan Pfister | Schlaffe Blätter und biegsam: So sieht eine "Gummirübe" aus, die am Stolbur-Bakterium erkrankt ist. Die Krankheit ist mittlerweile auch im Raum Gerolzhofen auf dem Vormarsch.

Alle Fäden bei der Organisation laufen beim Maschinen- und Betriebshilfsring Gerolzhofen zusammen. Dessen Geschäftsführer Michael Mikus erläutert, dass die vom Ring betreute Rodegemeinschaft mit zwei mehrreihigen Vollerntern und zehn Fahrern im Einsatz sei und die Rüben der über 100 Landwirte rode. Teilweise laufen die Maschinen rund um die Uhr. Denn die beiden Lademäuse der LMZ Zeil müssten mit ausreichend Rüben versorgt werden.

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Mit 16 Lastwagen ist die Crop Transport Gerolzhofen für den Abtransport in die Südzucker-Werke Rain am Lech (Biorüben) und Ochsenfurt (Rüben aus konventionellem Anbau) zuständig. 170 Fahrer sind in dem gesamten Rüben-Prozess eingebunden. Mikus erwartet eine "normale Ernte" mit einem Durchschnittsertrag pro Hektar von 68 Tonnen. Das entspräche in seinem Gebiet (in den Grenzen von Wiesentheid über Schonungen, Coburg, Kulmbach, Fürth und Neustadt/Aisch bis zurück nach Wiesentheid) einen Gesamtertrag von 281.000 Tonnen.

Große Sorgen wegen Krankheiten und "Gummirüben"

Was die Rübenbauern sorgt, sind die Rübenkrankheit SBR und das Stolbur-Bakterium. Beides wird von der Schilf-Glasflügelzikade übertragen und ist eine Gefahr für den Zuckergehalt und damit für die Qualität der Rüben. Besonders im Ochsenfurter Gau gibt es damit große Probleme. Mittlerweile ist es aber auch Thema bei den Landwirten rund um Gerolzhofen.

Bernhard Bumm steht auf einem seiner Felder und biegt eine Zuckerrübe. "Das ist eine Gummirübe. Es ist das erste Mal, dass ich dieses Phänomen auf meinen Feldern habe", erklärt er. Schon anhand der schlaff herabhängenden Blätter ist die Erkrankung zu erkennen. Der Stolbur-Erreger hat hier sein Werk verrichtet.

Die Folge: Durch die geschädigten Blätter findet eine Photosynthese nur noch abgeschwächt statt, die Leitbahnen im Rübenkörper verstopfen und der Zuckergehalt in der Frucht sinkt. Teils erheblich, um 25 Prozent. Weniger Zucker, so Bumm, bedeutet weniger Geld. Häufig treten Stolbur und SBR zusammen auf. Noch ist nur ein geringer Teil seiner Pflanzen davon betroffen, geschätzt drei Prozent.

Zuckerpreise bleiben vermutlich auf Rekordhöhe

Zwar laufen dazu schon Forschungsvorhaben, eine Lösung ist nicht in Sicht, aber immerhin gibt es weniger anfällige Sorten. Auch Bumm hat einige davon angepflanzt, darunter Kakadu und Fitis. Diese hätten zuletzt gut abgeschnitten, sagt er. Es ist ein kleiner Lichtblick, mehr nicht. 

Mit weniger anfälligen Sorten wie Kakadu versuchen sich Landwirte wie Bernhard Bumm auf die neuen Zuckerrüben-Krankheiten einzustellen. Doch viel ist dazu noch nicht bekannt.
Foto: Stefan Pfister | Mit weniger anfälligen Sorten wie Kakadu versuchen sich Landwirte wie Bernhard Bumm auf die neuen Zuckerrüben-Krankheiten einzustellen. Doch viel ist dazu noch nicht bekannt.

Für dieses Jahr prognostiziert Südzucker einen Preis von "50 Euro + x" pro Tonne. Das sei realistisch, so Simon Vogel. Der Wunsch der Landwirte sieht etwas anders aus. Bernhard Bumm hofft auf zehn Euro mehr. Erst nach der Ernte und dem Verkauf, etwa im Mai, werden das Unternehmen und der Verband den finalen Preis festlegen.

Eines steht jetzt schon fest: Billiger werden zuckerhaltige Produkte für Verbraucher nicht werden. Seit Monaten befinden sich die Zuckerpreise an der maßgeblichen Londoner Börse auf Rekordhöhen. Bernhard Bumm vom Verband Fränkischer Zuckerrübenbauer geht nicht von einem Sinken in nächster Zeit aus. "Zuckerprodukte wie Marmelade oder Schokolade werden teuer bleiben."