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Neues Konzept benachteiligt Reisende

Wenn die Verkehrswende auch im ländlichen Raum gelingen soll, braucht es einen verlässlichen ÖPNV. Neben den üblichen Linienbussen hat man über die VGMT (Verkehrsgesellschaft Main Tauber) mit dem Rufbussystem eine enorme Verbesserung für die Fahrgäste schaffen können, um nur ein Beispiel zu nennen. Die Vernetzung und Taktung der Linien klappt schon wesentlich besser, als noch vor vier oder fünf Jahren. Wer allerdings hinterherhinkt, ist der Schienenverkehr. Erst kürzlich konnte nach monatelangem Kampf berichtet werden, dass der Stundentakt von Lauda-Königshofen nach Stuttgart dauerhaft eingerichtet wird. Nicht abreißen hört man die Probleme des Anbieters GoAhead auf der Strecke von Stuttgart nach Würzburg. Personalmangel und Zugausfälle sind hier an der Tagesordnung. Dazu kommt ein schlechtes Schienennetz und eine noch schlechtere Infrastruktur, was Bahnhaltepunkte und ähnliches angeht.

Solche Probleme gibt es auch im Bereich der Westfrankenbahn, die zwischen Crailsheim und Aschaffenburg verkehrt und eine 100-prozentige Tochter der Deutschen Bahn ist. Nicht nur, dass die Dieseltriebwagen in Bad Mergentheim derzeit vor einem Wohngebiet mitten in der Nacht warmlaufen müssen und damit sehr viel Lärm erzeugen. Auch sonst lässt die Qualität der Verbindung zu wünschen übrig, kritisiert die Initiative Pro Tauberbahn. Seit der Umstellung des Fahrplans fühlt man sich im Main-Tauber-Kreis und im Landkreis Schwäbisch Hall vom Fernverkehr abgeschnitten. Das kritisieren Marc Müller und Oliver Roßmüller als Sprecher der Initiative Pro Tauberbahn. Die Verknüpfung der Tauberbahn mit dem Fernverkehr der Deutschen Bahn sei nicht ideal. In Lauda betrage die Umsteigezeit in Richtung Stuttgart 23 Minuten, in Crailsheim Richtung Nürnberg 54 Minuten. Zudem sei die Betriebsqualität auf der Tauberbahn zwischen Crailsheim und Wertheim schon lange schlecht. Es komme zu Verspätungen, Zugausfällen und Schienenersatzverkehr mit Bussen. Planmäßig vorgesehene Anschlüsse werden deshalb oft nicht erreicht, kritisieren sie.

Fahrplanänderung macht Bahnfahren unattraktiv

Als Beispiel führen sie die Strecke des RE 87 von Crailsheim nach Wertheim an. Bisher kam man in Lauda zur Minute 46 an und fuhr zur Minute 52 weiter nach Wertheim. Zukünftig sollen diese Züge in Lauda zur Minute 58 ankommen und zur Minute 00 weiterfahren. Damit verkürze sich zwar die 23-minütige Umsteigezeit zum RE 8 nach Stuttgart um elf Minuten. Der RE 8 nach Würzburg, der zur Minute 50 abfährt, wird dadurch jedoch verpasst. Der RE 8 sei für alle Reisenden wichtig, die den ICE-Knoten zur Minute 30 in Würzburg erreichen wollen, um zum Beispiel nach Berlin, Bremen oder Hamburg zu fahren. Vom Verlust ihres Anschlusses zur Minute 30 in Würzburg betroffen wären auch Nutzende der Regionalexpress-Züge in den Raum Nürnberg, Bamberg, Rhein-Main und Treuchtlingen. Für Fernreisende verlängert sich die Gesamtreisezeit durch die vorgesehene Fahrplanänderung um etwa 45 Minuten. Dies macht das Bahnfahren unattraktiv, finden beide. Der RE 87 aus Wertheim komme nach dem neuen Fahrplankonzept zwar um zwölf Minuten früher in Lauda an. Das stelle jedoch keine Verbesserung gegenüber dem Status quo dar. Denn der für Fernreisende wichtige Anschluss zum RE 8 nach Würzburg bleibt ebenso unerreichbar wie die RB 85 nach Osterburken.

So muss es nicht bleiben, deshalb hat die Initiative mehrere Vorschläge erarbeitet, wie man das Zugfahren attraktiver machen kann. Doch die Westfrankenbahn will an ihrem Konzept festhalten, um dem Personalmangel und dem schlechten Schienennetz gerecht zu werden, wie es aus der Zentrale in Stuttgart hieß. Man will also neue Konzepte im Fahrbetrieb testen, auch wenn es zum Nachteil der Fahrgäste ist. Das wird die Initiative Pro Tauberbahn so nicht hinnehmen. Sie will weiter für eine bessere Bahnanbindung der Landkreise kämpfen.