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Der Herbst in Moll: Ed Sheeran trotzt Regen und Kälte

Seine Melodien bohren sich auch diesmal ins Gedächtnis: Ed Sheeran.

Seine Melodien bohren sich auch diesmal ins Gedächtnis: Ed Sheeran.

(Foto: Annie Leibovitz / Warner Music)

Melancholische Vibes und ruhige Töne treffen auf positive Gedanken: Auf seinem siebten Studioalbum "Autumn Variations" präsentiert sich Ed Sheeran wieder einmal als Meister der Gegensätze.

Die Tage werden kürzer, die Klamotten werden dicker und die Gedankenwelt schaltet um von unbefangen und offen auf nachdenklich und tiefgründig: Der Herbst ist da - und mit ihm klopft die Melancholie an die Pforten. Auch eine Frohnatur wie Ed Sheeran zeigt sich im Herbst von seiner tiefsinnigeren Seite.

Was bereits im Frühjahr mit der überraschend handzahmen Veröffentlichung "Substract" angestoßen wurde, findet nun ein knappes halbes Jahr später seine Fortführung: "Als ich Anfang vergangenen Jahres eine schwierige Zeit durchmachte, half mir das Schreiben von Songs dabei, meine Gefühle zu verstehen und zu verarbeiten, was vor sich ging. Und als ich von den unterschiedlichen Situationen meiner Freunde erfuhr, schrieb ich Songs, manche aus ihrer Perspektive, manche aus meiner, um festzuhalten, wie sie und ich die Welt zu dieser Zeit sahen", beschreibt Ed Sheeran den Entstehungsprozess von "Autumn Variations".

Heimat-Hymne und poppiger Füllstoff

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(Foto: picture alliance / empics)

Hören Sie die Musik von Ed Sheeran auf RTL+ Musik.

Musikalisch startet der Herbst mit einer Dreampop-Ballade, die Erinnerungen an die ganz ruhigen Momente von Biffy Clyro weckt ("Magical"). Die anschließende Heimat-Hymne "England" könnte fast als erster Stadion-Rocksong aus der Feder von Ed Sheeran durchgehen. Leider fehlt das pumpende Schlagzeug als Antrieb. "Amazing" ist poppiger Füllstoff. "Plastic Beat" lässt die Grenzen zwischen Lagerfeuer-Sounds und Dancefloor-Pop verschwimmen.

Beinahe im Falsett-Modus hockt Ed Sheeran vor dem lodernden Kaminfeuer und bezirzt alle Herzen, die bei klassischer Singer-Songwriter-Kost automatisch höherschlagen. Es ist schon erstaunlich, wie viele nachhaltige Melodien der Engländer aus seinem Hut zaubern kann - und das gänzlich ohne Copy-Paste-Attitüde. Sicher, Ed Sheeran erfindet die Popmusik nicht neu. Aber im Gegensatz zu vielen ähnlich gestrickten Künstlern schafft es der Rotschopf immer wieder, "neue" Atmosphären zu kreieren. Selbst wenn er rappt und sich dabei irgendwo zwischen Robbie Williams und Eminem eine nicht ganz ernst gemeinte Nische schafft ("That's On Me"), bleibt er seiner Linie treu.

Lalala-Chöre für die ganz großen Arenen

Irgendwie ordnet sich alles dem großen Ganzen unter, sodass das über viele Jahre gereifte musikalische Fundament nie zu brechen droht. Ein paar schroffere Akkorde auf der Akustikgitarre ("Page"), eine Prise mehr Moll ("Punchline", "When Will I Be Allright"), Lalalala-Chöre für die ganz großen Arenen ("The Day I was Born"): Ed Sheeran breitet alles aus. Man setzt sich als Freund von berührenden Popklängen nur allzu gerne an den reichhaltig gedeckten Tisch.

Wieder einmal bleiben unzählige Melodielinien auch Stunden später noch im Gedächtnis. Das kennt man bereits von sechs vorangegangenen Studioalben, die allesamt auf Platz eins der britischen Longplayer-Charts landeten. Auch mit "Autumn Variations" im Gepäck wird Ed Sheeran den Pfad in Richtung Gipfel finden. Mit dabei hat er diesmal nicht nur seine Musik, sondern auch viele Sichtweisen und Perspektiven seiner engsten Vertrauten. Die Massen sind schon jetzt entzückt und können den vor der Tür stehenden Herbst kaum erwarten. Der Soundtrack für die nasskalte Jahreszeit ist auf dem Weg - unaufhaltsam, mit melancholischem Unterton, aber auch ganz viel positiver Energie. Sollen sie ruhig kommen, der Regen und die Kälte.