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Baukrise bei Maischberger: "Müssen massive Zinssenkungsprogramme einführen"

In Deutschland wird zu wenig gebaut. Warum? Die Standards seien in den letzten Jahrzehnten immer höher geworden - und das sei bei den aktuell hohen Zinsen einfach zu teuer, sagt der Bauunternehmer Christoph Gröner bei Maischberger. Er sieht nur eine Möglichkeit.

Es herrscht ein Gau beim Bau. So kann man kurz die aktuelle Situation beschreiben. Die Ampelkoalition hatte sich bei ihrem Regierungsantritt ein hehres Ziel gesetzt. 400.000 neue Wohnungen sollten entstehen, jedes Jahr. Mittlerweile hat Bundesbauministerin Clara Geywitz eingeräumt, dass diese Zahl nicht zu schaffen sei, jedenfalls in dieser Legislaturperiode. In diesem Jahr dürften nur etwa 223.000 neue Wohnungen entstehen. Schlecht für Wohnungssuchende, schlecht für die Bauindustrie. Was muss jetzt passieren? Das ist am Donnerstagabend Thema bei Maybrit Illner im ZDF.

"Darlehen, Darlehen, Darlehen"

Wie viele neue Wohnungen in den nächsten Jahren gebaut werden, kann und will SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert nicht sagen. "Die Bauministerin baut die Wohnungen nicht selbst. Daran sind ganz viele Gewerke und Akteure beteiligt", erklärt er und schiebt den schwarzen Peter der Bauindustrie und den Kommunen zu. Aufgabe der Regierung sei es jetzt, Förderprogramme aufzulegen.

Alles könnte so einfach sein, wenn es nach Christoph Gröner ginge. Der Bauunternehmer, der vor drei Jahren mit einer 300.000-Euro-Spende an die Berliner CDU für Aufsehen sorgte, ist gemeinsam mit dem ehemaligen CDU-Politiker Ronald Pofalla Chef der Ecobuilding AG. Die engagiert sich vor allem im Hybridbau, bei dem Häuser aus industriell gefertigten Bauteilen hergestellt werden. Vorteil: Sie können vergleichsweise schnell und vor allem preiswert hochgezogen werden. Die Bauindustrie beschreibt Gröner als Patienten mit offenen Wunden und einer Virusinfektion, der auf einer Bahre liegt, mit Zäpfchen behandelt wird und einen Dauerlauf vor sich hat. Die hohen Baupreise für Immobilien erklärt er so: Während die Zinsen immer niedriger geworden seien, seien die Baustandards immer höher und teurer geworden. Nun seien die Zinsen deutlich gestiegen, "Jetzt wird sichtbar, was in den letzten zwanzig Jahren angerichtet wurde", sagt Gröner. Weil man Standards wie Schallschutz oder Wärmedämmung nicht zurückfahren könne, gibt es für den Unternehmer nur eine Lösung: "Sie müssen massive Zinssenkungsprogramme einführen." Würde die Bundesregierung anständig Kredite reduzieren, könne sie mit bis zu 100.000 Wohnungen mehr rechnen, und die Mieten würden auch niedriger werden können. "Ich möchte Darlehen für meine Kunden, für jeden Investor, für Reich und Arm", so der Unternehmer.

"Die Kräne drehen sich noch, aber sie werden zum Stillstand kommen", warnt Jörg Dittrich. Der Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks ist zwar froh, dass es endlich ein Regierungsprogramm gibt. "Aber es kommt zu spät." Das sieht auch CDU-Politikerin Julia Klöckner so. Auch die Union habe 400.000 neue Wohnungen jährlich geplant. "Und wir hätten das auch geschafft", behauptet sie. Die Bundesregierung habe in nicht einmal zwei Jahren ein Förderchaos hingelegt. So sei das KFW-Förderprogramm kurzfristig gestoppt worden, einmal besprochene Baustandards bei der Gebäudedämmung sollten für neue Gebäude nicht mehr gelten, und dann solle auch noch das Gebäudeenergiegesetz überarbeitet werden, kurz nachdem der Bundestag dessen Novelle verabschiedet habe. "In dem am Montag vorgelegten 14-Punkte-Plan der Regierung stehen Beschlüsse und Absichtserklärungen. Bis das die Bundesregierung zusammenbekommt, wird es sehr lange dauern. Aber der Druck ist jetzt da." Darum fordert Klöckner von der Bundesregierung dringend steuerliche Förderungen, Förderprogramme wie vergünstigte Kredite sowie eine Senkung der Baukosten.

"Mieterinnen und Mieter zahlen die Zeche"

Wibke Werner ist enttäuscht. Sie leitet den Mieterbund Berlin und kritisiert: In dem 14-Punkte-Programm der Bundesregierung seien Mieter nicht berücksichtigt worden, und das seien immerhin 55 Prozent der Bevölkerung. Dabei habe die Bundesregierung in ihrem Koalitionsvertrag beispielsweise eine Kappungsgrenze in angespannten Wohnungsmärkten versprochen. Sie registriert aktuell immer wieder Verstöße gegen die Mietpreisbindung, eine Zunahme von Eigenbedarfskündigungen und vor allem horrende Nachzahlungen bei Heizkostenabrechnungen, mit denen Mieter zu ihr kämen. Zudem sorgten Sanierungen für einen Anstieg der Mietkosten. Wibke Werner: "Wenn man über Sanierungen redet, darf man den Mieterschutz nicht außer Betracht lassen und alles so laufen lassen wie bisher. Denn dann wird es am Ende tatsächlich teuer. Dann sind es die Mieterinnen und Mieter, die die Zeche zahlen müssen."

Klar ist: Das am Montag vorgelegte Programm der Regierung muss noch verändert werden. Aber viel Zeit bleibt nicht mehr. "Wir müssen endlich anfangen", verlangt Jörg Dittrich, und auch Julia Klöckner fordert: "Wir müssen endlich ins Machen kommen."