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30 Minuten für 26 Millionen Euro: DFB bringt millionenschweren Grundlagenvertrag ins Ziel

30 Minuten für 26 Millionen Euro DFB bringt millionenschweren Grundlagenvertrag ins Ziel

Der Grundlagenvertrag mit der DFL wird vom DFB-Bundestag bestätigt. Schnell sind bei der digital durchgeführten Veranstaltung alle Fragen geklärt. Der klamme Verband kann sich auf frische Millionen freuen. Er braucht sie dringend.

Breite Mehrheit für frische Millionen: Der schwer angeschlagene Deutsche Fußball-Bund darf sich für die kommenden Jahre erwartungsgemäß auf einen neuen finanziellen Segen freuen. Auf dem Außerordentlichen Bundestag brauchte es bei den Delegierten keine große Überzeugungsarbeit mehr, das grüne Licht für die Millionenkur erfolgte mit überwältigender Mehrheit von 228 Stimmen. Nicht einmal 30 Minuten nach Beginn der digitalen Veranstaltung wurde der neue Grundlagenvertrag durchgewunken.

Die nun bis 2029 gültige Vereinbarung mit der Deutschen Fußball Liga (DFL) bringt dem klammen Verband ein Plus von rund 26 Millionen Euro statt der bisherigen sechs Millionen pro Jahr. "Wir haben ein gutes Ergebnis erzielt", schwärmte DFB-Präsident Bernd Neuendorf: "Das gilt nicht nur in finanziellen Fragen, sondern auch bei strukturellen Themen."

Im letzten Schritt muss nun noch die Profiseite mit ihren 36 Klubs bei ihrer Versammlung am 9. Oktober das neu ausgehandelte Abkommen durchwinken. Statt bislang 26 Millionen Euro zahlt die DFL dem DFB dann künftig zwischen 34,5 und 39 Millionen Euro pro Saison. Der DFB zahlt im Gegensatz statt bislang 20 Millionen 12,5 Millionen Euro, um mit den Nationalspielern der Klubs werben zu dürfen. In EM- oder WM-Jahren der A-Nationalelf der Männer muss der DFB zwei Millionen mehr an die DFL überweisen.

Sind es wirklich 26 Millionen mehr für den DFB?

Wie die "SZ" jedoch berichtet, haben das Steuerrecht und eine Umstrukturierung innerhalb des DFB vielleicht unerfreuliche Konsequenzen. Demnach konnte in der alten Konstruktion der Verband die Einnahmen als steuerfrei verbuchen und die Zahlungen an die DFL zugleich steuerlich geltend machen. Deshalb habe der DFB nicht 6 Millionen Euro, sondern um die 12 Millionen Euro eingenommen. Seit vergangenem Jahr müsse der DFB die Zahlungen der Liga allerdings normal versteuern. Unter dem Strich blieben daher dem Verband Steuerfachleuten zufolge unter dem Strich nur rund sechs Millionen Euro mehr als bisher. Der DFB teilte der Zeitung mit, dass diese Rechnung "grundsätzlich zu zutreffenden Ergebnissen" komme.

Gerade bei den Finanzen war der Weg zu einer Einigung steinig, lange drohte eine Eskalation. "Ein Gegeneinander" statt "ein konstruktives Miteinander" hatte Neuendorf zu Beginn der Verhandlungen gespürt. DFL-Aufsichtsratsboss Hans-Joachim Watzke drohte dem DFB zwischenzeitlich gar mit juristischen Schritten. Ein Gang vor ein Schiedsgericht oder gar der Bruch mit dem DFB stand im Raum, weil die DFL die angeblich "exorbitanten" Forderungen aus dem Amateurlager nicht erfüllen wollte.

DFB weiter auf Sparkurs, aber höhere Zuschüsse für Amateurfußball

Erst Ende Juni kam es zu einer Einigung beider Lager - nur wenige Tage vor Auslaufen des bisherigen Grundlagenvertrags. "Es war in Zeiten knapper Finanzmittel natürlich ein sehr schwieriger Prozess", sagte Watzke hinterher: "Alle Beteiligten waren sich aber stets der gemeinsamen Verantwortung für den deutschen Fußball bewusst." Ähnlich positionierte sich Neuendorf. "Dieser Grundlagenvertrag ist ein wichtiger Baustein, um den Fußball an der Basis nachhaltig zu stärken und zu fördern", sagte der DFB-Präsident.

Anfang des Jahres war öffentlich geworden, dass die Finanznöte des Verbands noch größer als gedacht sind. Der Neubau des im vergangenen Jahr eröffneten Campus kostet 30 Millionen Euro mehr als bislang bekannt (180 statt 150 Millionen), das strukturelle Defizit und erneute steuerrechtliche Ungereimtheiten hatten weitere wirtschaftliche Schäden verursacht. Zudem sind die laufenden Kosten für den Campus mit rund 18 Millionen Euro pro Jahr wesentlich höher als erwartet.

Zu alldem kamen mittlerweile die Entlassung von Bundestrainer Hansi Flick, die Verpflichtung seines Nachfolgers Julian Nagelsmann und das Engagement des neuen Geschäftsführers Andreas Rettig. Auch ein Direktor für die Frauen wird noch gesucht. Obwohl Neuendorf keine konkreten Zahlen nennen möchte, waren diese Personalentscheidungen sicher alles andere als kostengünstig. Dabei hatte sich der DFB ja schon zuvor einen strikten Sparkurs verordnet.

Die 21 Landesverbände sind laut Schatzmeister Stephan Grunewald jedenfalls nicht von den Kürzungen betroffen, stattdessen steigern sich die Zuschüsse für den Amateurfußball durch den neuen Grundlagenvertrag. Da verwundert die breite Zustimmung kaum.