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UNO-Zwischenbericht 2023: Bereits 186'000 Migranten übers Mittelmeer nach Europa gekommen

UNO-Zwischenbericht 2023Bereits 186'000 Migranten übers Mittelmeer nach Europa gekommen

Die Zahlen sind gegenüber 2022 stark gestiegen, wie die UNO bekannt gibt. Mehr als 2700 Menschen sind auf der Reise gestorben oder gelten als vermisst.

Über zwei Drittel aller in Europa angekommenen Migranten wurden in Italien registriert, 83 Prozent mehr als im Vorjahr. Die meisten von ihnen legten in Tunesien ab.

Über zwei Drittel aller in Europa angekommenen Migranten wurden in Italien registriert, 83 Prozent mehr als im Vorjahr. Die meisten von ihnen legten in Tunesien ab.

Foto: Vincenzo Circosta (AFP)

Rund 186'000 Menschen sind laut dem UNO-Flüchtlingshilfswerk UNHCR in diesem Jahr bereits über das Mittelmeer in Europa angekommen. Von diesen seien mit 130'000 die meisten in Italien registriert worden, erklärte die Direktorin des UNHCR-Büros in New York, Ruven Menikdiwela, am Donnerstag im UNO-Sicherheitsrat. Sie sprach allein mit Bezug auf Italien von einem Anstieg um 83 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.

Auch die Zahl der unbegleiteten Minderjährigen ist deutlich gestiegen, wie das UNO-Kinderhilfswerk Unicef am Freitag in Genf berichtete. Allein auf der Route im Zentralen Mittelmeer von Afrika Richtung Italien seien in diesem Jahr bereits 11'600 Kinder und Jugendliche ohne Begleitung in Europa angekommen. Das seien 60 Prozent mehr als bis Ende September 2022, sagte die Unicef-Regionaldirektorin für Europa und Zentralasien, Regina De Dominicis.

Im Jahr 2023 kamen bisher mehr unbegleitete Kinder und Jugendliche in Europa an, als im Vorjahr.

Im Jahr 2023 kamen bisher mehr unbegleitete Kinder und Jugendliche in Europa an, als im Vorjahr.

Foto: Carlo Hermann (AFP)

Neben der zentralen gibt es noch die östliche und die westliche Mittelmeerroute, auf denen aber wesentlich weniger Menschen nach Europa flüchten. Nach Angaben von De Dominicis sind zur Zeit rund 21'700 unbegleitete Minderjährige in Aufnahmezentren in Italien. Zum gleichen Zeitpunkt 2022 seien es 17'700 gewesen. Die grösste Gruppe seien junge Menschen aus Ägypten, Tunesien und Guinea.

De Dominicis kritisierte die EU, weil sie keine koordinierte Seenotrettung aufbiete. «Das Mittelmeer ist ein Grab für Kinder und ihre Zukunft geworden», sagte sie. «Regierungen können diese Todesfälle verhindern.»

Die Zahl der Vermissten und Toten im Zeitraum von Anfang Januar bis zum 24. September liege bei mehr als 2700 Menschen, berichtete der UNHCR-Vertreter. Die UNO-Organisation für Migration (IOM) nennt mit Stand 25. September 2778 Tote und Vermisste im Mittelmeer.

Das Holzwrack eines Flüchtlingsboots an einem Strand in Süditalien. Mindestens 2700 Menschen sind bei der Überfahrt nach Europa dieses Jahr gestorben oder gelten als vermisst.

Das Holzwrack eines Flüchtlingsboots an einem Strand in Süditalien. Mindestens 2700 Menschen sind bei der Überfahrt nach Europa dieses Jahr gestorben oder gelten als vermisst.

Foto: Carmelo Imbesi (Keystone)

Laut den Vereinten Nationen legten die meisten Migrantinnen und Migranten mit mehr als 100'000 aus Tunesien ab, gefolgt von Libyen mit über 45'000. Neben Italien steuerten die Boote auch Griechenland, Spanien, Zypern und Malta an. Der starke Anstieg der Migrationszahlen hatte zuletzt zu Spannungen innerhalb der EU über Massnahmen zum Schutz ihrer Aussengrenzen gesorgt.

Menikdiwela sprach mehrere dringende Empfehlungen aus. So müsse es Garantien über die Wahrung der Menschenrechte und verstärkte Such- und Rettungsaktionen auf dem Meer geben, vor allem seitens der Mittelmeerländer. Ausserdem müssten Menschenschmuggler strafrechtlich verfolgt werden. Jegliche Zusammenarbeit mit oder Unterstützung für Libyen oder Tunesien müsse die Menschenrechte von Flüchtlingen und Migranten berücksichtigen.

Zudem müsse in den Asyl- und Transitländern mehr in die Entwicklung und Integration investiert werden. Menikdiwela rief auch dazu auf, Hindernisse für Familienzusammenführungen zu beseitigen und die Ansiedlungsquoten für Flüchtlinge aus Libyen und anderen nordafrikanischen Ländern zu erhöhen.

SDA/anf

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