Switzerland
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Christian Fassnacht über seinen Start in England und eine ungewöhnliche Heiratsstrafe

Bauarbeiten am Gletscher, Angst vor willkürlichen Disqualifikationen und der Wunsch nach tiefen Temperaturen. Einen Monat vor dem Start in die neue Skisaison macht vieles Schlagzeilen, nur nicht der Sport. Eine Übersicht.

In einem Monat startet in Sölden die Skisaison. Und Greenpeace regt zur Frage an: Wird für Marco Odermatt und Co. der Gletscher gesprengt? Die heftige Kritik an den Bauarbeiten am Rettenbachgletscher ist aber nicht das einzige Problem, das den Skisport derzeit umtreibt. Was ist da los?

Southampton v Norwich City Sky Bet Championship Christian Fassnacht of Norwich celebrates scoring his sides 4th goal during the Sky Bet Championship match at the St Mary s Stadium, Southampton Copyrig ...

Torschütze für Norwich City: Christian Fassnacht.Bild: www.imago-images.de

Christian Fassnacht verzichtete auf ein Nati-Aufgebot, um zu heiraten. Danach setzte Nationaltrainer Murat Yakin nicht mehr auf ihn. Bleibt das so? Fassnacht spielt seit Sommer in England bei Norwich und möchte zurück ins Nationalteam. Das sagt er zur «Heiratsstrafe».

Etienne Wuillemin / ch media

Wer verheiratet ist, zahlt mehr Steuern. Das sorgt in vielen Schweizer Haushalten für Ärger. Nun wird die Heiratsstrafe auch im Fussball ein Thema. Das zeigt die Geschichte von Christian Fassnacht.

Fassnacht, bald 30-jährig, heiratet im Juni dieses Jahres seine langjährige Freundin Jennifer Degen. Das Fest findet einige Tage nach Saisonende und unmittelbar vor den Spielen der Schweizer Nationalmannschaft in Andorra und gegen Rumänien statt. Fassnacht verzichtet für seine Vermählung auf die Nati. Über seine Pläne informiert er Nationaltrainer Murat Yakin frühzeitig.

Nach dem Wechsel gleich zwei Tore

Die Hochzeit ist nicht die einzige Veränderung in Fassnachts Leben. Nach sechs Jahren bei YB wechselt er nach England zu Norwich. Nicht die grösste Adresse, gewiss. Auch nicht Premier League. Aber Norwich ist gerade abgestiegen, das Potenzial zur Rückkehr besteht. Für einen Schweizer Fussballer auf jeden Fall eine reizvolle Herausforderung.

Fassnacht startet gut. Unter Trainer David Wagner, den er schon aus YB-Zeiten kennt, beisst er sich sofort in der Startelf fest. Er erzielt bald die ersten zwei Tore. Es kommt die Nati-Pause im September – aber Fassnacht fehlt. Als Folge seiner Prioritätensetzung im Juni? Die Heiratsstrafe?

Im Gespräch mit CH Media sagt Fassnacht: «Ich habe einige Reaktionen erhalten im Sinne von: ‹War's das jetzt für dich mit der Nati? Bist du dir bewusst, was du machst?› Und die Antwort darauf? «Ich verstehe, dass diese Frage bei einigen Leuten auftaucht. Ja, ich bin mir allem sehr bewusst. Ich habe jetzt ein einziges Mal in fast 30 Jahren mein Privatleben über den Fussball gestellt – aus einem für mich legitimen Grund. Eine Hochzeit muss man planen. In der Situation, in der ich in der Nati bin – mal aufgeboten, mal nur auf Abruf – funktioniert das nicht. Das habe ich Murat Yakin frühzeitig erklärt. Ich finde das alles andere als frech.» Die Hochzeit im Tessin im engsten Kreis von Familie und Freunden bezeichnet er als «noch schöner, als wir es uns erträumten».

«Fussballer wären gar nicht so Weicheier, wie man sie häufig darstellt»

In England wohnte Fassnacht zunächst in einem Hotel, dann in einem Apartment, nun hat er ein Haus gefunden. Ende Oktober ist es bezugsbereit. «Sagen wir mal so: Die letzten Wochen waren ein positives Chaos.» Der Alltag lässt noch auf sich warten. «Aber es ist ja auch genau das, was ich gesucht habe. Aus der Komfortzone ausbrechen, gefordert sein. Im Moment stehe ich jeden Tag vor neuen Herausforderungen.» Wohnung, Möbel, Versicherungen, Banktransfer – alles muss geregelt werden.

Norwich Sonnenuntergang und Abendspaziergang entlang des Wensum-Flusses, der Quay-Seite, Norwich, Norfolk, Vereinigtes Königreich

Hübsch sieht es aus am Ufer des Wensum in Norwich.Bild: Shutterstock

Norwich liegt im Osten Englands, «ein bisschen Harry-Potter-Groove», erzählt Fassnacht, «die Stadt ist klein, aber fein, mit vielen Burgen und Kirchen». Ein paar Minuten mit dem Auto reichen und schon liegt einem die Natur zu Füssen. «Und London ist nicht allzu weit entfernt, die Fahrt per Zug dauert nicht ganz zwei Stunden.»

Die Frage, wie hoch Englands zweithöchste Liga, die «Championship», einzuschätzen ist, umtreibt derzeit einige Fussball-Fans in der Schweiz. Auch Fassnacht selbst dachte, es werde einiges an Gegenwind und Erklärungsbedarf geben. «Doch die Fragen sind mehrheitlich ausgeblieben. Ich denke, es sind sich viele Leute bewusst, dass England das ist.»

Besonders beeindruckt hat Fassnacht in den ersten Wochen der Saison die Intensität in den Spielen. «Es geht ab wie wahnsinnig. Als Spieler hast du keine ruhige Sekunde. Und vor allem: Die Schiedsrichter lassen alles laufen. Man kann richtig in die Zweikämpfe. Jeder hält dagegen. Manchmal wird es etwas dreckig, aber weil beide dürfen, stimmt es einfach. Ich finde das sehr toll, der Fussball wird noch einmal ehrlicher.» Das alles bringt Fassnacht zum Fazit: «Fussballer wären gar nicht so Weicheier, wie man sie immer darstellt. Aber dafür braucht es eben auch Schiedsrichter, die entsprechend pfeifen.»

Die Erinnerung für die Ewigkeit

Zurück zur Nati. Das Aufgebot für die Spiele in Israel (12. Oktober) und gegen Weissrussland (15. Oktober) gibt Nationaltrainer Yakin am Freitag bekannt. Ob Fassnacht dabei ist? Er sagt: «Ich bin völlig entspannt. Ich gebe hier mein Bestes. Wenn es dann passt für Muri, dann passt es. Eines möchte ich festhalten: Die Schweiz verfügt über viele gute junge Spieler, das ist mir bewusst. Trotzdem habe ich noch lange nicht aufgegeben. Bis zur EM passiert ohnehin noch viel.»

Kingsley Coman 20 - France - Christian Fassnacht 16 - Suisse - FOOTBALL : France vs Suisse - Bucarest - 28/06/2021 FedericoPestellini/Panoramic PUBLICATIONxNOTxINxFRAxITAxBEL

Fassnacht hatte massgeblichen Anteil am historischen Achtelfinal-Sieg gegen Frankreich an der EM 2021.Bild: IMAGO / PanoramiC

EM? Zumindest die Erinnerungen an den 28. Juni 2021 kann Fassnacht niemand nehmen. Als die Schweiz im legendären Achtelfinal Frankreich besiegte, trug Fassnacht einen schönen Teil bei. Beim Stand von 1:3 wurde er eingewechselt – und leistete bei beiden Treffern zum Ausgleich die Vorarbeit.